Toskana – Pfingsten 2022

Tag 1 – Donnerstag 09.06.

Heute Abend geht es endlich in den lang ersehnten Pfingsturlaub. Wir starten um 19:19 Uhr – wenn das kein Glück bringt! Bis wir in Zürich sind, hat sich der übliche Feierabendstau glücklicherweise bereits aufgelöst und wir lassen die Stadt schneller als gedacht hinter uns und sind ruck zuck am Zuger See. Im letzten Tageslicht fahren wir am Ufer entlang.

Am Vierwaldstädter See weist uns ein Schild darauf hin, dass der Gotthard Tunnel heute von 23 Uhr bis 1 Uhr gesperrt sein wird (meine Recherche ergibt, dass dies jeden Donnerstag so ist, damit Schwertransporte fahren dürfen. Es gibt aber noch einige weitere Schließzeiten – unbedingt vor Abfahrt prüfen). Wir wollen heute Nacht noch die italienische Grenze passieren, deshalb kommt uns diese Sperrung mehr als ungelegen. Zum Glück ist um diese Zeit nicht mehr viel los und wir schaffen es rechtzeitig und fahren um 22:40 Uhr in die 17km lange Tunnelröhre ein. Die Kinder schlafen ein, nachdem sie extra bis hierhin wach geblieben sind.
Die Temperaturen auf der Alpensüdseite sprechen dann für sich. Um 23:30 Uhr haben wir noch 20°C Außentemperatur – bei uns waren es heute Mittag kühle 12°C. Pünktlich um Mitternacht passieren wir die italienische Grenze in Chiasso.

Um 1:15 Uhr – nach 6 Stunden Fahrt und nachdem wir noch Mailand hinter uns gelassen haben – braucht auch Micha eine Pause und wir steuern den nächsten Parkplatz in Pieve Fissiraga an (45.2647, 9.4592). Dieser sieht ganz nett aus, allerdings tummeln sich hier auch einige Jugendliche und außer uns steht kein weiterer Camper auf dem Parkplatz. Deshalb fahren wir noch ein paar Minuten weiter. Der nächste Parkplatz sieht deutlich weniger einladend aus, aber umkehren oder geschweige denn noch weiter fahren, wollen wir auch nicht. Gute Nacht!

Gefahrene Kilometer 449km                    

Bewertung Stellplatz             0,5/5

Tag 2 – Freitag 10.06.

Um 8:45 Uhr verlassen wir unseren Übernachtungsplatz. Wir wurden durch eine Kehrmaschine früh geweckt, zudem war die Autobahn (ab morgens zunehmend) zu hören. Die Umgebung sieht allerdings sehr nett aus. Aber weiter geht’s. Auf der Autobahn geht es weiter über Piacenza nach Parma – für eine Pause, um noch leckeren Schinken zu kaufen ist es allerdings noch zu früh. Wir kämpfen mit den vielen Mautstellen. Einmal ist die Schranke offen und der Automat nimmt weder unsere Kreditkarte, noch spuckt er eine Karte aus, also müssen wir so durchfahren, da hinter uns schon gehupt wird. An der nächsten Zahlstelle kommt dann auch gleich die böse Überraschung: Wir müssen die gefahrenen Kilometer bezahlen, dafür bräuchten wir aber das Ticket der letzten Mautstelle. So müssen wir den Hilfeknopf drücken. Es wird uns dann eine pauschale Summe in Rechnung gestellt und dürfen weiterfahren.

Da vor Modena Stau ist, fahren wir für eine frühe Mittagspause von der Autobahn ab und steuern Campogalliano an (44.6691, 10.8249). Am See gibt es Gnocchi mit Tomaten und Rucola auf einer Picknickbank – lecker. Und vor allem: herrlich warm, so wie wir uns das vorgestellt haben.

Weiter geht es über Modena und Bologna in Richtung Firenze. Schon wieder verursachen wir einen kleinen Stau an der Mautstelle, da trotz mehrfachem Drücken wieder kein Ticket ausgegeben wird. Also fahren wir rechts ran – die Schranke ist offen und beobachten den PKW hinter uns. Da klappt es problemlos, also zu Fuß zurück und Ticket nachziehen. Das nervt. Zudem ist es ganz schön teuer. Alle paar Kilometer muss neu bezahlt werden – jedes Mal zwischen 3 und 10€. Dann der Supergau: an der nächsten Bezahlstation zeigt uns der Automat eine Summe von 59€ an. Zudem wird nur Bargeld akzeptiert. Wir gehen von einem Fehler aus und schieben unseren kleinsten, einen 20€ Schein in den Automat. Nichts passiert, also drücken wir mal wieder den Hilfeknopf. Nach einer gefühlten Ewigkeit meldet sich eine Dame, die Verständigung ist unmöglich. Aber irgendwann öffnet sie für uns die Schranke, das Geld ist allerdings futsch.

Nach Abstimmung im Familienrat wollen wir uns eine erste Nacht auf dem Campingplatz gönnen, also rufen wir beim Agricampeggio Cipollatico (Via S. Vincenzo 2, Montespertoli) an und bekommen noch das letzte freie Plätzchen (Nr. 5) für die Nacht. Nach etwas haariger Anfahrt, sind wir da. Hier wird eigenes Olivenöl und Wein produziert und kann gekauft werden. Die Aussicht auf die toskanische Landschaft ist von hier aus traumhaft, es gibt einen wunderschönen Pool und wir relaxen den Rest des Nachmittags. Es ist wechselnd bewölkt und es weht ein kräftiger Wind, aber ist trotzdem herrlich warm im Vergleich zu Deutschland. Besser kann unser Toskana Urlaub nicht starten.

Nach mehreren Baderunden nutzen wir gegen Abend die Duschen des kleinen Camingplatzes, die sauber sind aber auch schon sehr in die Jahre gekommen. Da sich die Türen nicht abschließen lassen, wechseln wir Mädels uns mit Zuhalten ab. Anschließend wollen wir noch in das kleine Dorf spazieren. Allerdings müssten wir dazu an der gut befahrenen Straße entlanglaufen, einen Gehweg gibt es nicht und mit Luki ist uns das zu gefährlich. Deshalb gibt es Vesper am Womo und wir spielen Karten, bis es dunkel wird.

Gefahrene Kilometer 300km                    

Bewertung Stellplatz             4,5/5

Tag 3 – Samstag 11.06.

Das erste Mal seit unserem Dänemark Urlaub konnte ich nachts mit offenem Fenster und kurz angezogen schlafen. Es war nicht nur angenehm warm, sondern bis auf das Zirpen und Zwitschern auch herrlich ruhig. Wir frühstücken draußen und machen uns dann schweren Herzens auf in Richtung Florenz. Wir haben für die Nacht zu Fünft 46,80€ bezahlt (pro Erwachsener 10€ – die Mädels zahlen schon voll). Der Preis ist für diesen tollen Platz absolut angemessen. Gerne würden wir noch eine weitere Nacht hier bleiben, aber die nächsten Tage soll es immer heißer werden, und nach der Stadtbesichtigung wollen wir weiter ins Chianti.

Nach dem Auffüllen von Frischwasser und der Entsorgung unseres Schwarzwassers, verabschieden wir uns um 9:15 Uhr und fahren ca. 20 Minuten auf einer kurvigen Strecke bis zum Wohnmobil Stellplatz in der Via del Gelsomino 11 mit äußerst schmaler Zufahrt. Direkt vor der Tür startet die Buslinie 11 ins Zentrum von Firenze. Wir wollen aber zu Fuß die 2 Kilometer bis zur Piazzale Michelangelo laufen, von wo man einen traumhaften Blick auf die Altstadt hat. Der Weg zieht sich allerdings, ist aber zum Glück weitgehend schattig, da es schon jetzt sehr heiß ist. Kurz bevor wir an der Piazzale ankommen, führen Treppenstufen zur Chiesa San Miniato al Monte, von wo sich ebenfalls eine fantastische Aussicht bietet.
Kurz darauf ist die Piazzale Michelangelo erreicht, wo sich schon viele Touristen tummeln. Zu Fuß geht es von hier aus bergab zum Fluss Arno – immer mit dem Blick zum Dom und auf die historische Brücke Ponte Vecchio. Wir laufen aufgrund der Hitze aber nicht bis zur Brücke, sondern nehmen die erstbeste Möglichkeit, um in die Gassen einzutauchen und uns ein schattiges Plätzchen zum Mittagessen zu suchen. Fündig werden wir im Restaurant Calipso. Wir verstehen nicht alles auf der Karte, aber bestellen mutig trotzdem. Schmeckt ganz gut und wir sind wieder gestärkt für die letzten Meter bis zum Palazzo Vecchio und weiter zum Domplatz, der Piazza del Duomo.
Wie erwartet ist die Schlange, die auf Einlass wartet und eine zweite für den Ticketshop (der Eintritt ist zwar kostenlos, aber man muss sich trotzdem ein Einlassticket besorgen) viel zu lang und in der Sonne. Schade, wir hätten gerne einen Blick in das Innere des beeindruckenden Doms geworfen – er bietet Platz für 30.000 Personen. Auch für den Aufstieg zur Aussichtsplattform – auch nebenan beim Campanile del Giotto muss man zu lange warten, aber wir haben ja schon den besten Ausblick auf die Stadt genossen.
Die Straße entlang schlendern wir dann Richtung Hauptbahnhof und Bushaltestelle, was aufgrund der Hitze und der vielen Leute ziemlich anstrengend ist. Am Bahnhof finden wir den Automat für die Bustickets – alternativ hätten wir Ausschau gehalten nach einem Tabacci Laden. Eine Fahrkarte im Stadtbereich kostet 1,50€ und ist 90 Minuten ab Fahrtbeginn gültig (muss im Bus entwertet werden). Wir finden keine Information ab wann Kinder zahlen, also lösen wir sicherheitshalber für Luki mit. Leider haben wir unseren Bus 11 knapp verpasst und müssen deshalb 30 Minuten auf den nächsten warten. Gegenüber der Haltestelle ist zumindest Schatten.
Überpünktlich kommt der Bus und wir sind in ca. 10 Minuten zurück am Stellplatz. Alle Haltestellen heißen anders als diejenigen, die ich morgens an der Haltestelle in der Via del Gelsomino abfotografiert habe, aber da die Richtung stimmt, bleiben wir sitzen und kommen zum Glück richtig an. Wir könnten hier auch übernachten: 24 Stunden kosten 15€, allerdings ist der Platz wenig einladend und wir möchten aus der Stadt raus. So bezahlen wir für das Parken 6€ (1€ pro Stunde) und fahren weiter.

Unser Ziel ist Greve in Chianti. Hier gibt es einen kostenlosen Wohnmobil Stellplatz mit großzügigen Stellplätzen, direkt neben einem Freibad (43.590634, 11.313621). Das freut natürlich die Kinder. Ab 17:30 Uhr kostet der Eintritt nur noch knapp die Hälte (5€ statt 9€ pro Person). Da warten wir doch gerne noch ein bisschen.
Wir haben unser Womo so geparkt, dass wir Schatten beim Einstieg haben und relaxen noch ein bisschen. Sofia und Micha laufen noch zum Bäcker und kaufen ein Brot (einen knappen Kilometer entfernt). Anschließend gehen wir ins Freibad. Die Abkühlung tut gut und es ist auch nicht mehr so viel los. Ich freue mich, dass ich noch ein paar Bahnen schwimmen kann und auch die Kinder sind kaum aus dem Wasser zu bekommen.
Kurz bevor das Bad um 19:30 Uhr schließt, gehen wir duschen bzw wir würden gerne duschen, aber dafür braucht man ein spezielles Armband, das hier alle außer wir haben. Uns ist es zu umständlich, an der Kasse nachtzufragen. Also duschen wir im Womo und lassen uns das (ungesalzene, trockene) Weißbrot ähm schmecken.

Als es dunkel wird, erleben wir dann noch eine Überraschung. Wir sehen einen neonfarbenen Punkt in den Hecken leuchten und blinken – unser erstes Glühwürmchen.

Gefahrene Kilometer 49km                    

Bewertung Stellplatz             4,5/5

Tag 4 – Sonntag 12.06.

Abgesehen von den furchtbar juckenden Mückenstichen, die sich die Hälfte der Familie irgendwo eingefangen hat, haben wir wieder wunderbar geschlafen. Am Tag hört man ab und an ein Auto, nachts war es ruhig. Schon zum Frühstück ist es zu heiß, um in der Sonne zu sitzen. Um 9 Uhr geht es weiter – davor nutzen wir noch die V/E Möglichkeit (allerdings gibt es keine Möglichkeit, die Toilette zu entleeren). Kurz nach Verlassen des Stellplatzes hören wir ein Scheppern. Wir halten an und schauen, ob wir etwas verloren haben, können aber nichts entdecken und fahren deshalb weiter. Kurze Zeit später fährt ein Italiener wild gestikulierend und hupend hinter uns her und bringt uns zum Anhalten. Er ist sehr nett, behauptet aber, dass wir seinen Spiegel gestreift haben. Wir vermuten, dass er seine Autotür versehentlich geöffnet hat als wir vorbeigefahren sind oder uns abzocken will, aber beweisen können wir dies natürlich nicht. Von Versicherung will er nichts hören, die Abrechnung zwischen Deutschland und Italien ist wohl schwierig und bittet uns, 300€ zu bezahlen. Nach langem Hin und Her einigen wir uns auf 50€ – mehr Bargeld haben wir vorgeblich nicht dabei. Wir wünschen uns einen schönen Tag „buona giornata“ und fahren weiter. Im Nachhinein hätten wir wohl lieber nicht zahlen sollen – solche vorgeblichen Beschädigungen sind eine bekannte Betrugsmasche.

Wir kommen unterwegs am schön gelegenen Camping Panorama del Chiante vorbei, welcher auch sehr schön aussieht. Unser nächstes Ziel heißt nun aber Certaldo mit einem kostenlosem Parkplatz und Womo Bereich (43.546484, 11.046055). Von hier aus laufen wir zur Talstation der kleinen Standseilbahn Funicolare. Sie fährt im Viertelstundentakt (p.P. 1,30€ einfach/1,50€ return) zur auf einem Hügel gelegenen Altstadt, ganz aus rotem Ziegelstein. Oben schlendern wir durch die engen Gassen. Der Ort ist schön, aber außer ein paar Häusern, Restaurants und Museen gibt es eigentlich nichts zu sehen. Zudem ist es einfach viel zu heiß, um noch länger herumzulaufen.

Wir fahren deshalb weiter zu unserem heutigen Übernachtungsplatz in San Gimignano, der Stadt der 13 Türme, auch genannt „Manhattan des Mittelalters“, da die Stadt früher aus 72 Türme bestand. 3 Kilometer außerhalb liegt der kostenpflichtige Wohnmobil Stellplatz (Strada Comunale Di Santa Lucia 43 für 11€/24h). Wir richten uns ein und schauen uns nach dem Essen (Pasta) das nebenliegende Freibad an. Leider ist es wenig einladend und der Eintritt kostet für Erwachsene 7€. Es gibt zudem keinen Schatten und ist proppenvoll. Wir verzichten auf einen Besuch und spielen lieber Brettspiele. Auch im Schatten ist es heute kaum auszuhalten.
Mit dem Lösen des Parkscheins ist der Bus ins Zentrum (jede halbe Stunde) im Preis inkludiert. Dazu kann das Ticket an der Haltestelle abgestempelt werden (Achtung nur 1x einstecken, sonst wird beim zweiten Mal der Bustarif auf das Parkticket aufgebucht. Gehen 16:30 Uhr fahren wir mit dem Bus ins Zentrum. Die Stadt ist wirklich sehr schön, umgeben von einer Stadtmauer, aber natürlich auch sehr überlaufen. Wir schlendern durch die schattigen Gassen, kaufen Vino und Gelato in der berühmten Eisdiele Dondoli an der Piazza della Cisterna. Wir kosten die Spezialität des Hauses Crema di Santa Fina und die Sorte Ricotta/Blaubeere. Am besten schmeckt aber tatsächlich Michas Pistazieneis. Anschließend würde ich gerne den Torre Grossa (200 Stufen, Piazza del Duomo) erklimmen, aber der Rest der Familie streikt. Wir laufen stattdessen bergan zur Burg Rocca, allerdings lohnt dies nicht wirklich. Bei Antipasti und einem Aperitif genießen wir in einer kleinen Bar noch den Abend und fahren um 20:26 Uhr mit dem Bus zurück zum Stellplatz (Richtung Santa Lucia).

Gefahrene Kilometer 46km                    

Bewertung Stellplatz             2,5/5

Tag 5 – Montag 13.06.

Da die meisten Camper den Stellplatz abends verlassen haben, hatten wir um uns herum viel Platz und eine ungestörte Nachtruhe. Gegen 9 Uhr geht es wieder los. Nebenan nutzen wir noch die V/E Station und fahren dann weiter nach Colle di Val d’Elsa.
Wir parken am Friedhof (am Ende der Via dei Cipressi) auf einem großen schattigen Parkplatz (die Zufahrt auf den letzten Metern durch ein Wohngebiet ist aber ziemlich schmal – Gegenverkehr darf hier keiner kommen, da von Anwohnern viele Autos am Rand stehen). Von hier sind wir in wenigen Gehminuten an der Brücke Ponte di Spugna und am Beginn des Wanderwegs Sentierelsa Trail. Mal links und rechts des türkisgrünen Flusses geht es immer am Wasser entlang in 3 Kilometern zum Wasserfall Cascata del Diborrato. Wir haben Badesachen dabei, da es immer wieder Badestellen entlang des Weges gibt. Wir wollen natürlich direkt am Wasserfall baden, allerdings stellen wir bei der Ankunft fest, dass der Wasserfall sozusagen um die Ecke liegt und nur vom Wasser aus zu sehen ist. Micha und Sofia schwimmen hin – das Wasser ist eisig und die Strömung stark, aber es lohnt sich. Luki schwimmt auch ein bisschen, mir reicht es, die Füße abzukühlen. Die Flusslandschaft ist wunderschön, es gibt aber besser zugängliche Wasserstellen. Man muss also nicht unbedingt bis zum Ende des Weges laufen. Die Wanderung lohnt sich aber in jedem Fall und ist weitgehend schattig. Hier wird es immer voller, also machen wir uns nach einem kleinen Picknick so langsam auf den (selben) Rückweg. Waren wir heute morgen noch fast alleine unterwegs, so sieht man nun um die Mittagszeit überall einheimische Familien und Päarchen, die hier Abkühlung suchen. Um 13:30 Uhr sind wir zurück am Friedhof.

Nach einem kurzen Einkaufsstopp fahren wir weiter nach Volterra. Wir würden sehr gerne die Altstadt besichtigen, aber mittlerweile ist es viel zu heiß und wir wollen heute noch einige Kilometer fahren. Aufgrund der weiter angesagten Hitze verabschieden wir uns schweren Herzens vom Landesinneren und orientieren uns in Richtung Meer.

Unser Ziel ist der Agricamping Gioia Selvaggia e Fabio (43.2877, 10.5549) in Cecina. Wir rufen an, um nach einem freien Übernachtungsplatz zu fragen. Die Verständigung ist allerdings unmöglich. Wir versuchen so unser Glück. Wir fragen uns kurz ob wir richtig sind, da wir von der Landstraße auf einen Feldweg abbiegen und am Hof vorbei plötzlich schon mitten auf dem Stellplatz stehen. Der Besitzer kommt uns bereits entgegen. Da wir uns noch immer nicht verständigen können, zeigt er uns kurzerhand alle Serviceeinrichtungen persönlich und gibt uns zu verstehen, dass wir uns einen (der vielen) freien Plätze aussuchen dürfen. Wir wählen einen großzügigen Platz in Poolnähe – es gibt einen tollen 10m Pool von Intex. Die Kinder hüpfen sofort ins Wasser, während wir noch auspacken. Auch wir kühlen uns anschließend ab und entspannen auf den bereitgestellten Liegen – wir haben alles für uns alleine. Sofia denkt nach der Baderunde schon wieder ans Abendessen und bereitet Tomaten für Bruschetta vor. Dazu gibt es Salat und Maultaschen vom Grill – lecker. Danach wollen die Kinder nochmal ins Wasser – der nette Besitzer unterbricht dafür extra seine Pool Reinigungsarbeiten. Und seine Frau kommt zum Blumengießen vorbei und fragt, ob wir vorher angerufen haben und ob alles in Ordnung ist. Um halb 9 kommen die Kids endlich aus dem Wasser und alle nutzen wieder die Möglichkeit zu duschen (1€).

Gefahrene Kilometer 81km                    

Bewertung Stellplatz             4/5

Tag 6 – Dienstag 14.06.

Heute Nacht hat das nächtliche Hundegebell etwas gestört, sonst alles super. Nach einem ausgiebigen Frühstück gehen die Kinder nochmals in den Pool, während wir alles reisefertig machen. Wir bezahlen 20€ für die Übernachtung inkl. aller Personen – super Preis/Leistung!

Weiter geht es zum Campingplatz Mareblu in Cecina Mare (Via dei Campilunghi s.n). Laut Internet ist alles ausgebucht, wir versuchen aber trotzdem unser Glück und tatsächlich gibt es noch einen einzigen freien Stellplatz auf dem großen Gelände (Nr. 139). Wir dürfen ihn auch erst einmal anschauen, bevor wir zusagen – passt! Wir merken gleich, dass wir nun am Meer sind uns alles auf Touristen ausgelegt ist – alle an der Rezeption sprechen Deutsch. Die Kinder warten das Einparken nicht ab, sondern gehen gleich auf Entdeckungstour. Als sie endlich zurück sind, gibt es erst einmal einen Mittagssnack: Foccaccia, Melone und Kirschen.
Dann machen wir uns auf zum Strand. Der Weg dorthin führt durch einen schattigen Pinienwald im Naturreservat „Tomboli di Cecina“. Gut dass die Kinder schon den besten Platz augekundschaftet haben. Wir nehmen deshalb nicht den direkten Weg zum Strand, sondern biegen rechts ab und laufen noch einige Meter weiter bis zum Beginn des Hundestrands. Hier ist es viel ruhiger und wir können uns sogar in der ersten Strandreihe ausbreiten. Der Strand ist fein kieselig, am Hauptstrand wird der Kies mit Baggern weggeschaufelt. Wir genießen den faulen Mittag am Strand. Luki ist mit seinem Kroko fast nonstop im Wasser und auch wir kühlen uns regelmäßig ab. Das Wasser ist auch nicht so kalt wie gedacht.

Um 17 Uhr geht es zurück zum Womo und wir bereiten alles zum Grillen vor. Die Kinder planschen so lange noch im Pool. Die Waschräume sind tiptop und alle geduscht haben und pappsatt sind, vertreten wir uns nochmals die Beine am Meer – im Abendlicht und menschenleer besonders schön. Um 21 Uhr ist dann „Babydance“- wenn wir schonmal auf einem großen Campingplatz sind, will Luki da natürlich hin. Er ist anfangs noch etwas zurückhaltend, macht dann mit Sofias Unterstützung aber schon bald mit. Die Lieder ziehen sich endlos – uns reicht das Campingplatzfeeling wieder für eine Weile, die Kinder finden es aber natürlich super. Parallel läuft an der Bar das Fußballspiel Deutschland – Italien – viele deutsche Fans fiebern mit und es gibt beim Endstand von 5:2 auch viel zu jubeln. Nach der Mini Disco gibt es noch eine Karaoke Show. Sofia will eigentlich mitmachen, aber wir warten vergeblich und gehen schließlich um kurz nach 22 Uhr zurück zu unserem Platz.

Gefahrene Kilometer 11km                    

Bewertung Kinder             4,5/5
Bewertung Erwachsene 3,5/5

Tag 7 – Mittwoch 15.06.

Die Nacht war wieder sehr warm und da sich alle an die Nachtruhe von 23-7 Uhr gehalten haben, auch ruhig. Zum Frühstück können wir ausnahmsweise mal Weckle holen – es gibt tatächlich auch Vollkorn Stangen, die ganz gut schmecken. Wir bezahlen 48,50€ für die Nacht. Für diesen Platz direkt am Meer mit Pool hatten wir mit mindestens 60€ gerechnet – super. Und mit der Lage unseres Stellplatzes hatten wir auch Glück.

Heute wollen wir weiter nach Pisa und starten deshalb gleich durch – Fahrdauer ca eine Stunde (ohne Autobahn). Gestern habe ich den Campingplatz in Pisa (Torre Pendente) bereits vorgebucht. Als wir um 11 Uhr ankommen, stellt sich jedoch heraus, dass die Buchung nicht gilt – trotz Bestätigungsmail. Man kann nur für 5 Nächte oder mehr vorbuchen, ich habe nur eine Übernachtung gewählt. Warum man das dann trotzdem buchen kann und ich sogar eine Bestätigung erhalten habe, wird mir – trotzt Nachfrage auf englisch – nicht erklärt. Egal – da wir so früh dran sind, bekommen wir noch einen freien Platz. Wir dürfen frei wählen und nehmen einen Platz am Rand unter Bäumen.
Wir richten uns wieder einen leckeren Obstteller und essen dazu Foccaccia. Die Mittagshitze verbringen wir am erstaunlich schönen und großzügigen Pool, der ringsum Liegen und Schirme hat. Auch hier haben wir noch freie Platzwahl. Gegen 17 Uhr kehren wir zurück zu unserem Platz und grillen nochmal.

Um 18 Uhr machen wir uns dann auf zum Torre Pendente, dem Schiefen Turm. Die Temperatur beträgt noch immer über 30°C im Schatten. Der Weg ist aber zum Glück nicht weit – nur 15 Minuten zu Fuß mit dem Turm immer im Blick. Allerdings führt ein Großteil der Strecke durch einen langen stinkenden Autotunnel, der die Bahngleise unterquert – es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Überhaupt stinkt es hier in Pisa überall bestialisch und alles wirkt nicht wirklich einladend. Die direkte Umgebung des (Glocken-)Turms an der Piazza die Miracoli mit Cattedrale di S. Maria und Baptisterium ist aber wunderschön und absolut sehenswert. Aber es ist natürlich auch einer der Touristen Hotspots weltweit und noch immer unglaublich voll. Das nächste Mal würden wir frühmorgens vor dem Frühstück hierhergehen. Die 20€ Eintritt pro Person für Turm und Dom sparen wir uns und laufen nach den obligatorischen Fotos weiter die Via S.Maria entlang.
Anfangs gibt es noch nette kleine Restaurants, aber schon bald sind wir fast alleine und fühlen uns nicht mehr so richtig wohl. Trotzdem laufen wir noch bis zum Fluss Arno und zur Gelateria De`Coltelli (Lungarno Pacinotti 23), die wirklich sehr leckeres Eis verkauft – wir empfehlen Pfirsich und Schoko. Die kleinste Portion kostet wie fast überall 3€. An der historischen Brücke biegen wir wieder ab Richtung Torre und laufen anschließend von dort zurück zum Campingplatz, nachdem wir noch längere Zeit auf der Suche nach einer noch offenen öffentlichen Toliette verbringen. Um 20:30 Uhr sind wir zurück und lassen den Abend bei einem Glas Vino Bianco aus San Gimignano ausklingen.

Gefahrene Kilometer 64km                    

Bewertung Kinder             4/5
Bewertung Erwachsene 3,5/5

Tag 8 – Donnerstag 16.06.

Heute wird unser letzter Tag in der Toskana sein – schade…
Wir schauen uns nochmal ein wunderschönes Städtchen an: Lucca. Wir parken kostenlos auf dem großen Parkplatz in der Via delle Tagliate (43.8505, 10.5003). Von dort sind wir in wenigen Gehminuten an der 4km langen Stadtmauer, die so breit ist, dass Bäume darauf wachsen und sogar Fahrradfahrer darauf fahren können. Wir würden die Stadt gerne umrunden, begnügen uns bei dieser Hitze aber mit den schattigen Altstadtgässchen, die gerade so breit sind, dass ein Auto fahren kann. Es gibt Dutzende kleine einladende Geschäfte und Restaurants und wir shoppen ausgiebig in der Via Roma und Via Fillungo.
Zum Mittagessen suchen wir einen Restaurantipp eines Reiseführers auf: die Pizzeria Rusticanella 2 da Luca (Via S. Paolino 32). Von außen unscheinbar und draußen mit nur einer Handvoll Tischen in einer Gasse. Wir fragen nach einem Tisch für 5 und der Chef führt uns in einen kleinen Hinterhof und schiebt kurzerhand die beiden dort stehenden Tische für uns zusammen. Die Mittagskarte ist handgeschrieben auf einer Tafel zu lesen. Micha und Sofia bestellen davon – unter anderem Bruschetta mit grünem Kohl (was wir natürlich nicht entziffern konnten), wir anderen bleiben bei Pizza. Alles schmeckt sehr lecker und noch dazu ist es unglaublich günstig (62€ für alle). Die große Flasche Mineralwasser wird uns mit 2€ berechnet und Coperta (sonst überall üblich pro Gedeck) zahlen wir gar nicht. Klare Empfehlung! Weiter geht es zum baumbewachsenen Torre Guinigi in der Via Sant’Andrea. Wir bezahlen 12€ als Familie und klettern die 220 Stufen empor. Die Aussicht von oben ist sehr schön, aber es ist unglaublich heiß, also genießen wir diese nur kurz.

Ruck zuck ist es Nachmittag und wir müssen uns dringend abkühlen. Gerne würden wir noch einen Abstecher in die Gafagna machen, aber da unsere Reise zu Ende geht, verschieben wir das auf ein nächstes Mal, wenn wir mehrere Tage Zeit habe. So fahren wir zum Abschluss zu einem kostenlosen Wohnmobil Stellplatz in den apuanischen Alpen (Via della Stazione, 4, 54014 Equi Terme). Die Anfahrt ab Aulla nach Equi Terme ist allerdings deutlich länger und abenteuerlicher als gedacht, vor allem mit unserem XXL Gefährt. Die Landschaft ist allerdings wunderschön. Der Stellplatz entpuppt sich als großer Schotterplatz, der nicht wirklich schön ist. Platz hat man aber mehr als genug. Direkt nebenan sprudelt eine Schwefelquelle in den Gebirgsbach, was eine Wassertemperatur von 28°C ermöglicht. Hier sind auch einige italienische Familien zum Baden. Wir bevorzugen den eiskalten Fluss, der zwar nicht besonders tief ist, aber zum Füße abkühlen reicht es. Es ist ganz nett hier, aber im Vergleich zum Fluss in Colle di Val d’Elsa die kurvige Anfahrt nicht wirklich wert.

Mit einem abendlichen Picknick am Fluss verabschieden wir uns schweren Herzens von der Toskana und fahren um 21 Uhr nach einem kurzen Einkaufsstopp noch ein paar Stunden Richtung Heimat. Wir wollen Mailand wieder nachts passieren. Verkehrstechnisch klappt alles gut und um 1 Uhr nachts kommen wir bei immer noch fast 30°C am Comer See an. Der Wohnmobil Stellplatz (45.835073, 9.061140) und der gegenüberliegende Parkplatz sind rappelvoll, deshalb parken wir auf einem nahegelegenen Supermarkt Parkplatz ein paar Meter weiter und fallen ins Bett. Luki schläft bereits selig und wacht auch beim Umbetten nicht auf.

Gefahrene Kilometer 406km                    

Bewertung Stellplatz             0/5

Tag 9 – Freitag 17.06.

Die Nacht war furchtbar, da auf der angrenzenden Straße rund um die Uhr Betrieb war und wir aufgrund der tropischen Hitze alle Fenster auflassen mussten. Zum Glück haben die Kinder einen tiefen Schlaf, für mich ist die Nacht um 5 Uhr endgültig beendet. Zumindest können wir zum Frühstück Weckle im Supermarkt kaufen. Um kurz nach 9 Uhr fahren wir wieder zum Stellplatz – 2 Plätze sind nun frei geworden – um den Tag noch am Comer See zu verbringen. Die Parkgebühr beträgt pro Stunde 0,50€ – 12€/24h. Auf dem Platz gegenüber kann für 3 Stunden kostenlos geparkt werden – das wird uns zeitlich aber nicht reichen. Im Familienrat wird diskutiert was wir heute machen. Die Mehrheit ist für die kurze Überfahrt per Schiff nach Como, ein Badetag oder eine mehrstündige Schifffahrt wäre aber vermutlich die bessere Wahl gewesen.

Wir gehen zu Fuß zur Schiffanlegestelle Tavernola und bezahlen zu fünft 6,50€ für die einfache Fahrt nach Como. Wir lösen auch gleich für die Rückfahrt und warten auf das nächste Schiff. An Bord ist für alle außer Luki FFP2 Maskenpflicht, also müssen wir für die Mädels in der Apotheke Masken nachkaufen (bergauf zurück zum Womo will niemand laufen). Nach 7 Minuten Fahrt sind wir in Como. Wir flanieren zum beeindruckenden Dom und am Wasser entlang weiter zur Talstation des Funicolare Como-Brunate (Piazza Alcide de Gasperi). Für die Tickets müssen wir kurz Schlange stehen. Leider ist aber auch innen so viel los, dass wir erst nach knapp einer Stunde endlich die Bergfahrt antreten können. Eigentlich wollten wir oben zum Leuchtturm spazieren und dort die Aussicht auf den See genießen. Durch die lange Wartezeit haben aber alle schlechte Laune und es ist so heiß, dass man kaum atmen kann. So sitzen wir missmutig auf einer Schattenbank und beschließen, einfach wieder runter zu fahren. Die 23,50€ Fahrtkosten (für alle) hätten wir uns sparen können.
An der Seepromenade gönnen wir uns kühle, aber unglaublich teure Getränke und das obligatorische Gelato. Der Comer See ist die bislang teuerste Ecke unserer Reise und man sieht den meisten Touristen an, dass sie einen dicken Geldbeutel haben. Zahlreiche Luxusgeschäfte buhlen um Kundschaft. Ist auch sehr schön hier, aber uns zu überlaufen und zu heiß. Um 16:15 Uhr fahren wir mit dem Schiff zurück, kühlen uns noch kurz im klimatisierten Supermarkt ab und schleppend uns dann schwitzend den Berg hinauf zum Womo.
Mangels fehlender Abkühlungsmöglichkeit duschen wir kalt im Wohnmobil (in dem man aufgrund der Hitze ebenfalls kaum atmen kann) und sitzen anschließend bei einem späten Mittagssnack und kühlen Getränken im Schatten. Aber auch so lässt es sich kaum aushalten.

Um 20:30 Uhr treten wir dann die endgültige Heimreise an. Abgesehen von kurz stockendem Verkehr vor dem Gotthard Tunnel (mittags waren es fast 2 Stunden Stau) kommen wir gut durch. Um Mitternacht beträgt die Außentemperatur 18°C – wir nähern uns der Heimat. Um 1:30 Uhr sind wir dann endlich zu Hause. Die Männer übernachten nochmals im Wohnmobil, wir Mädels ziehen das Haus und das eigene Bett diesmal vor.

Gefahrene Kilometer 364km        

Damit gehen wunderschöne und heiße Tage in Bella Italia leider zu Ende. Wir haben bei dieser Reise ca. 1770 Kilometer zurückgelegt – die meisten natürlich bei der An- und Abreise. Wir haben noch viele schöne Orte in der Toskana nicht gesehen und wollen auf jeden Fall wiederkommen. Vor allem das Landesinnere hat es uns angetan – ein Ort war schöner als der andere. Die überlaufenen Strände mit ihren Bagni sind dagegen nicht unsere Sache – ein Tag am Meer auf einem großen Campingplatz war für uns Erwachsene völlig ausreichend😊 Die Kinder fanden es auch super, vor allem da wir entgegen unserer sonstigen Gewohnheit mehr gebadet haben und weniger gewandert sind… Wir hatten viele Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten – viele Autobahnraststätten bieten diesen Service ebenfalls an. Autobahnen haben wir aber abgesehen von der An- und Abreise und der Fahrt von Pisa nach Lucca nicht benutzt, da die Maut ganz schön teuer ist und man landschaftlich weniger sieht. Allerdings sind wir auch unglaubliche viele Kurven und schmale, unübersichtliche Straßen gefahren – kurz gesagt: Michas Fahrkünste und Konzentration waren wieder zu 200 Prozent gefragt. Unsere Empfehlung nach dieser Woche, wer diese engen Straßen meiden will: Straßen mit der Bezeichnung SS (Strada Statale) nutzen. Das Wasser war auf unserer Reise mit nur einer Ausnahme (Camping Mareblu – stark gechlort und daher nicht besonders wohlschmeckend) gut trinkbar. Auch wenn wir nur ein paar Brocken italienisch sprechen, konnten wir uns immer verständigen – wenn nicht mit Englisch, dann mit Händen und Füßen und einem Lächeln. Wir hatten sehr nette Begegnungen, nur die italienischen Camper grüßen nicht alle freundlich.
Arrivederci und bis bald.

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